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Über den Tod spricht man nicht - oder doch?

Gedanken einer Bestatterin

Durch meinen Beruf als Bestatterin und meinen Glauben hat der Tod seinen Schrecken für mich verloren. Die meisten Menschen, die gestorben sind, haben einen sehr friedlichen Gesichtsausdruck. Ich halte es für sehr wichtig, dass man sich noch einmal von dem Verstorbenen verabschiedet. Dass man noch einmal mit ihm redet, ihn streichelt oder vielleicht ein Geschenk oder einen Brief für die letzte Reise mitgibt.                            

Auch mein Glaube an Gott und an ein Weiterleben nach dem Tod hat sich durch meinen Beruf verstärkt. Eine Begebenheit hat mich sehr bewegt:

Am 18.  Dezember 2006 hatte mich eine 85jährige Dame angerufen und mich gebeten, mit ihr einen Sarg, einen Grabstein und ein Grab auszusuchen und alles weitere über ihren Tod zu besprechen. Da auch meine Zeit kurz vor Weihnachten knapp ist, sagte ich: "Ach , das können wir doch auch 2007 machen". Die Antwort der alten Dame war: "2007 gibt es für mich nicht mehr". Also nahm ich mir die Zeit und wir regelten die Angelegenheiten über ihren Tod. Am 2. Weihnachtstag starb die Dame zuhause in ihrem Bett. Sie war zuvor beim Frisör gewesen, hatte sich ein neues Kostüm gekauft, welches mit einem Brief am Kleiderschrank hing. Friedlich kann der Tod sein, wenn wir auf dieser Welt nicht alles so wichtig nehmen und es gibt viele solcher Begebenheiten, die mir die Angst vor dem Tod genommen haben. Ich halte es für wichtig, den Tod nicht aus unserm Leben zu verdrängen, sondern ihm einen Platz in unserem Lben zu geben. Wenn man über etwas redet oder nachdenkt und nicht verdrängt, kann man Angst überwinden, sogar Menschen in den Tod begleiten, den Sterbenden Angst nehmen und sich selbst auch, denn der Tod kommt unausweichlich.

Das sind Erfahrungen, die man macht, wenn man Sterbende begleitet. Ich möchte Sie an meinen Erfahrungen teilhaben lassen, um selbst einmal über unser Leben mit demTod nachzudenken.

Karin Lociks